Studie: Wer regelmäßig ins Kino geht, wird seltener depressiv
The British Journal of Psychiatry. Volume 214, Issue 4 April 2019 , pp. 225-22
Kulturelles Engagement und das Auftreten von Depressionen bei älteren Erwachsenen
Ziel der britischen Untersuchung war, ein Mittel gegen Depressionen im Alter zu finden. Der Grund: Jeder vierte Brite über 65 Jahren leidet unter Depressionen. Die Symptome können mit steigendem Alter schlimmer werden. Außerdem schätzen die Experten die Dunkelziffer depressiver älterer Menschen, die sich nicht in Behandlung befinden, als noch viel höher ein. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Psychologen des University College London im Fachmagazin “The British Journal of Psychatry”.
Daten von mehr als 2000 Briten über 50 ausgewertet
Die Verhaltensforscher um Studienleiterin Dr. Daisy Fancourt werteten dafür Gesundheitsdaten von 2148 Frauen und Männern über 50 Jahren aus, die zu Studienbeginn nicht an der psychischen Erkrankung litten. Die Informationen bezogen sie über die „English Longitudinal Study of Ageing“, kurz „ELSA“ genannt, eine große Datenbank über die britische Bevölkerung, die es seit 2002 gibt. Dort werden in regelmäßigen Abständen Daten rund um den Gesundheitszustand und soziales und psychisches Wohlbefinden der Briten erhoben.
So gingen die Forscher vor: Sie werteten aus, wie oft die Teilnehmer ein Theater, Museum und Kino besuchten und stellten die Häufigkeit dieser Unternehmungen der späteren Entwicklung der psychischen Krankheit gegenüber. Angeborene Risikofaktoren wurden dabei gesondert behandelt.
Nach 10 Jahren 616 Teilnehmer mit Depressionen diagnostiziert
Zu Beginn der Studie hatte keiner der Teilnehmer unter Depressionen gelitten. Zehn Jahre später war die Krankheit bei 616 Männern und Frauen diagnostiziert worden, also fast bei jedem dritten Probanden.
Ältere Menschen, die angaben, unregelmäßig aber mindestens alle paar Monate das Kino, Museum oder Theater zu besuchten, reduzierten ihr Risiko an Depressionen zu erkranken um 32 Prozent. Um die Hälfte konnten diejenigen ihr Risiko verringern, die sich öfter Zeit für Kulturveranstaltungen nahmen: Wer mindestens einmal im Monat ins Kino, Theater oder Museum ging, reduzierte das Risiko um 48 Prozent. Dagegen entwickelten diejenigen, die angaben, niemals oder nur sehr selten das kulturelle Angebot in Anspruch zu nehmen, überdurchschnittlich oft eine Depression.
„Die Menschen wissen inzwischen, dass Ernährung und Sport ihnen mental und physisch gut tun, was jedoch viele nicht wissen ist, dass sich kulturelle Unternehmungen ebenso positiv auf Körper und Geist auswirken“, sagt Studienleiterin Daisy Fancourt im britischen „Independent”.
Sie und ihre Kollegen erklären den Zusammenhang zwischen kulturellen Aktivitäten und dem verringertem Risiko eine Depression zu entwickeln so: Kino-, Theater- oder Museumsbesuche fördern die soziale Interaktion, sie stellen kognitive Herausforderungen dar, fördern Kreativität und stimulieren so den Geist.